Der Party- und Event-DJ - eine Untersuchung

Im Unterschied zum Club-DJ richtet sich der der Party- und Event-DJ nach seiner Kundschaft und ihren Bedürfnissen. Bekannte DJs wie Hell oder Guetta spielen ihr Programm und diesem Programm folgen die Fans. Sie besuchen die eine bestimmte Veranstaltung, um eben die eine, bestimmte Mucke zu hören.

Bei dem Party-DJ ist es anders: Er wird gebucht, um eine Musik zu spielen, die zu einem bestimmten Event passt. Der Party-DJ wird im Idealfall das innere Wunschprogramm seiner Klientel kennen oder im Verlauf seines Abends entdecken und ihm soweit wie möglich folgen. Der Party- und Event-DJ ist also einer, der gewissermaßen in die Leute hinein lauscht und seine Rückschlüsse zieht.

Ein Beispiel: Leute, die Iggy Pops "Passenger" mögen, mögen auch Clashs "London Calling" kaum aber Bon Jovis "Bed of Roses". Aus dieser Gegenüberstellung baut er sein internes Programm auf, bestehend aus No Goes auf der einen und Favourits auf der anderen Seite.

VIER DINGE muss ein Party- und Event-DJ beherrschen, egal welche Klientel er versorgt:

Erstens: Er muss einen  sicheren Instinkt haben. Er muss ein überzeugter Dancefloor-DJ sein und wegen seines Party-Gens auch privat, zuhause Tanzmucke mögen, egal, ob Tango oder Techno, Deutsch-Pop oder Disco, Abba oder Alternative. Wenn er nach passenden Titeln recherchiert und seine Downloads macht, muss er die Partytaugleichkeit eines Titels im Ohr haben.

Zweitens: Er muss Arbeitsmoral haben. Denn seine Auftritte fangen früh an und gehen bis in die frühen Morgenstunden. Da fliegen ihm nur selten die passenden Titel wie gebratene Hühner zu. Und wenn doch, geht das nur eine Weile, dann fliegt da nichts mehr, und der DJ muss seinen Kopf anstrengen. Er wird sich selten zurücklehnen und mit traumwandlerischer Sicherheit das Richtige einsetzen. Meist überprüft er sein internes Repertoire und checkt, wohin der Hase, sein Publikum, läuft. Drei, vier belanglose Titel und die Party droht zu kippen. Er muss also Druck machen und er muss den Druck halten. Eine gute Stimmung ist keine Vorschusslorbeere.

Daraus ergibt sich
Drittens:
die Flexibilität. Der Party-DJ weiß, wie fragil die Situation auf dem Dancefloor ist. Seine als sicher eingeschätzten Titel sind plötzlich mehr oder weniger untauglich geworden. Er hat so etwas wie ein Krisenbewusstsein und hält einige Not-Nummern in seinem inneren Arbeitsspeicher parat. Er spannt nicht nur einen Bogen von den All-Time-Favourits zu den aktuellen Charts, sondern hält Spezielles griffbereit, das er dem ganz speziellen Partypeople als Sahnehäubchen oben aufsetzt. Er bedient sich bei erfolgreichen Musiktiteln und behält gleichermaßen die eine persönliche Note seiner Tanzcommunity im Auge.

Dirigieren prominente Club-DJs eine homogene Partygemeinde, ist der Event DJ mit unterschiedlichen Vorstellungen seiner Klientel konfrontiert, und wird möglichst viele zufrieden stellen. Er bespielt sozusagen virtuell verschiedene Dance-Areas mit verschiedenen Musikrichtungen. Deswegen muss er flexibel sein. Wie aber hält er sich flexibel?

Viertens: Er muss Erfahrung haben. Erfahrung und Flexibilität hängen zusammen. Umsonst kennt er viele Titel, wenn er nicht weiß, wie und wann und bei wem er sie einsetzt. Ein erfahrener DJ weiß (oder ahnt zumindest), was zu tun ist, egal, ob er auf einem großen Firmenevent ist oder auf einem kleinen Geburtstagsfest. Er ist kein Hellseher, kann aber bestimmte musikalische Neigungen seiner Klientel erkennen und umsetzen.

Hits wahllos zu spielen, funktioniert nur bei einem Publikum, das komme, was wolle in Feierlaune ist. Aber diese Feierlaune ist ein Gunstbeweis, den man nicht aufs Spiel setzt. Er weiß, dass er manche Musikwünsche vernachlässigt und wägt ab, ob ein Richtungswechsel der Party nützt oder eher schadet.

Zum Beispiel: eine Klientel steht auf R&B und Hip Hop der 2000er Jahre. Das heißt nicht, dass die Klientel generell am Hip Hop interessiert ist. Old School ist da wenig gefragt. Zu sehr hat sich ab 2000 die Musik der Rapper gewandelt, ist massenkompatibel geworden und spricht nur noch beschränkt die an, die in den späten Achtzigern und Neunzigern im Hip Hop eine mehr oder weniger ausgeprägte Subkulur der Schwarzen sehen. Heute haben Gangster-Rapper in den Verkaufscharts ihren festen Platz. Buster Rhymes oder Flo Rida passen kaum mehr zu Old-School Größen wie Curtis Blow, De La Soul oder Jungle Brothers.

Ähnlich verhält es sich mit der House-Musik. Der Electro der 2000er greift auf Techno und Sythie-Pop zurück, hat aber wenig mit der vokalen Housemusik der 90er zu tun, die sich vor allem an den Disco-Sound der 70er anlehnt.

Und die Rockmusik wie Hard Rock, Heavy Metal oder Alternative fällt noch weiter auseinander, obwohl sie nach Instrumenteneinsatz nahe beisammen liegt. So kann eine Klientel, die auf Bon Jovi, Aerosmith oder Bryan Adams steht wenig mit Arctic Monkeys, Babyshambles oder Stereophonics anfangen und umgekehrt.

Unterm Strich: ein erfahrener Party- und Event-DJ kann aussondern und selektieren. Er wird checken, wie die Leute drauf sind und wie sich der Abend entwickelt, wann und bei wem eine Nummer einsetzbar ist und wann und bei wem die eher wenig funktioniert.